Freitag, 11. Februar 2011

AKS-SchauFenster - Sächsische Immobilien Zeitung - Interview mit Ruairí O'Brien

„SchauFenster“:
Besser mit Architekten

Architektenkammer begeht 20-jähriges Jubiläum mit vielfältigem Programm
Vor 20 Jahren gründete sich die Architektenkammer Sachsen. Neben einer feierlichen Vertreterversammlung am 15. April und dem deutschen Architektentag in Dresden vom 13.–15. Oktober werden zahlreiche Veranstaltungen das Jubiläum gebührend begleiten.
Unter dem Titel „SchauFenster – BESSER MIT ARCHITEKTEN“ ist ein Projekt konzipiert, das als begleitendes Jahresprogramm unterschiedliche Facetten des Berufsstandes und das vielseitige Schaffen der Architekten in den vergangenen 20 Jahren beleuchtet.


Die „Sächsische Immobilien Zeitung“ sprach mit Ruairí O’Brien über Anliegen und Höhepunkte des Programms.


FRAGE:
Herr O’Brien, Sie sind der Kurator des Begleitprogramms, was verbirgt sich hinter dem Motto „SchauFenster“, warum ist es besser mit Architekten“?


ANTWORT:
Am Begriff „Schaufenster“ reizt die Doppeldeutigkeit:


Einerseits gewährt ein Fenster Einblick – Einblick in das, was der Architekt schafft, was er sich bei seinen Projekten denkt. Wir zeigen der Öffentlichkeit die Rolle von Architektur im Alltag und in der Gesellschaft. Andererseits ermöglicht es einen Ausblick – auf künftiges Bauen. Und dazu suchen wir den Dialog mit den Bürgern, die in der gebauten Umwelt leben. Architekten bauen ja nicht für sich, sondern für diejenigen, die in den Gebäuden wohnen, leben, arbeiten. Es gibt viele Klischees und Hemmschwellen gegenüber Architekten. Darüber wollen wir mit den Leuten ins Gespräch kommen, transparenter werden. Die unterschiedlichen Aktionen und Veranstaltungen sollen dazu beitragen, mehr Verständnis für unsere Arbeit aufzubringen und damit Vorurteile abzubauen. Die heutigen Wohnansprüche haben sich geändert, die Anforderungen an umweltgerechtes Bauen ebenso. Z. B. können sich Eigenheime den unterschiedlichen Lebenszyklen anpassen, „mitwachsen“ oder „schrumpfen“, wenn die Kinder aus dem Haus sind.


Wir Architekten sind prädestiniert dafür, maßgeschneiderte, individuelle Konzepte fürs Wohnen zu liefern.


Wir schauen genau hin, was passt zu wem? Wir sind der erste Ansprechpartner, wenn es um Gestaltung, Qualität, Energieversorgung oder ökologisches Bauen geht. Und natürlich erfüllen wir eine städtebauliche Verpflichtung – in der Großstadt wird ein Eigenheim anders aussehen als in ländlicher Gegend. Jeden Monat lädt das HAUS DER ARCHITEKTEN zu einer anderen „Schau“ ein, der Januar begann mit einer „FilmSchau“, im Mai gibt es eine „BauSchau“, im Juli/August eine „SommerSchau“, im Juni und im November eine WerkSchau… Hinter diesen Bezeichnungen verbergen sich Vorträge, Workshops, Podiumsdiskussionen und Aktionen, die jeweils einen anderen Akzent setzen und kaleidoskopartig das vielseitige Schaffen der Architekten in den Mittelpunkt rücken.


Zum Auftakt, in der FilmSchau, haben wir einen Film von Jacques Tati aus
dem Jahr 1958 gezeigt. Dieser Film beschäftigt sich auf humorvolle Art mit dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg und dem Widerspruch von „altem Bauen“ und der Architektur der Moderne. Gerade in Dresden erleben wir ja immer wieder, wie dieses Thema polarisiert – was soll historisierend aufgebaut werden, wie modern darf /muss ein Neubau sein?
Unser Interesse besteht auch darin, dass zeitgenössische Architektur ihren Platz bekommt. Bauwerke müssen so gestaltet werden, dass sie den heutigen Bedürfnissen entsprechen. Genauso freue ich mich über jedes historische Bauwerk, das erhalten werden kann. Über das monatliche „SchauFenster“ rückt auch der Sitz der Architektenkammer, das HAUS DER ARCHITEKTEN, in der Goetheallee in Dresden mehr in den Fokus. Dazu wird es auch auf besondere Art ins Licht getaucht – z. B. ist im Dezember eine sinnlich-poetische Lichtschau geplant. Das Verständnis für gebaute Umwelt soll schon bei den Kindern geweckt werden? Unbedingt. „Schau rein!“ heißt es am 19. Februar bei unserem Architekturworkshop für 9- bis 11-Jährige. Dabei entwerfen die kleinen Baumeister Pläne für ihre „Schatzinsel“ und beschäftigen sich mit Welt- und Lebensraumgestaltung von Morgen.


FRAGE:
Was bleibt von den monatlichen Veranstaltungen?


ANTWORT:
Parallel dazu gestalten wir die „mitwachsende“ Ausstellung „SchauKasten“ als Installation. Zum 20. Geburtstag der Architektenkammer am 13. April soll das erste Modul eröffnet werden. Schrittweise erweitert sich die Ausstellung:


Monat für Monat steuern die einzelnen Veranstaltungen verschiedene Elemente bei: Zeichnungen, Fotos, Texte. So dass am Ende des Jahres eine Collage über das Jubiläumsjahr vorliegt. Außerdem gibt die Ausstellung Auskunft über weitere Planungen und eine Zusammenfassung über 20 Jahre Architektenkammer.


Geplant sind auch unter dem Titel „20/20 Sichtweisen“ Interviews mit Persönlichkeiten aus Architektur und Gesellschaft, die vor laufender Kamera ihre individuelle Sicht auf 20 Jahre freie Architektur in Sachsen in Vergangenheit und Zukunft äußern. Diese Zeitdokumente werden auch über das Jahr 2011 hinaus im realen und virtuellen SchauKasten präsent sein. Im Internet kann man sich jederzeit informieren, es gibt auch einen eigenen webseite und Blog. (http://www.aks-schaufenster.de/)


FRAGE:
Wo können sich Interessierte außerdem noch einen Überblick verschaffen, was sächsische Architekten in den vergangenen Jahren geschaffen haben?


ANTWORT:
Es gibt eine Wanderausstellung „BESSER MIT ARCHITEKTEN“, die am 11. Januar in Plauen eröffnet wurde. In Dresden wird sie vom 27. September bis 16. Oktober in der Centrum Galerie zu sehen sein. Parallel dazu entstand ein Bildband, der schöne Architekturbeispiele enthält.


(Für die SIZ fragte Christine Pohl.)


„SchauFenster“: Besser mit Architekten
Ruairi O’Brien im Erich Kästner Museum Dresden, das er gestaltet hat. Das Projekt hat einen Platz im Jubiläumsbildband der Architektenkammer erhalten.

Foto: Pohl

Diplom-Architekt Ruairi O’Brien, geb. in Irland, gründete 1995 in Dresden sein eigenes
Architekturbüro und ist Mitglied der Architektenkammer Sachsen. Er gewann verschiedene Wettbewerbe, u. a. für die Gestaltung des Europäischen Zentrums für Bildung und Kultur in
Zgorzelec/Görlitz




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