Sonntag, 9. Januar 2011

AKS-SchauFenster - Presse - DNN-07.01.11


Friday, January 7, 2011
Die Architektenkammer Sachsen - Interview Ruairí O'Brien - "SchauFenster"

Die Architektenkammer Sachsen feiert in diesem Jahr 20. Geburtstag.
Am 13. April 1991 wurde die Vereinigung, die sich selbst als ein „Ordnungsinstrument im Bereich des Planens und Bauens“ versteht und inzwischen rund 2600 Mitglieder hat, gegründet. Der in Dresden ansässige Architekt und Lichtdesigner Ruairí O’ Brien kümmert sich um die künstlerische Gestaltung des begleitenden Jubiläums-Jahresprogramms „SchauFenster-BESSER MIT ARCHITEKTEN“, dessen Ziel es ist, den Beruf Architekt den Menschen näher zu bringen und Berührungsängste abzubauen. DNN hatten Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem 48-jährigen O’ Brien, der aus Irland stammt und kurz nach der Wende in die Elbestadt kam.

Herr O’ Brien, am Anfang eines jeden Auftrags steht eine Vision. Dann werden tage- und wochenlang Modelle gebastelt, Entwürfe auf dem Reißbrett und im Computer erarbeitet, die letztlich zu einem realen Haus, Zimmer, Garten oder einer Parkanlage wachsen. Zauberei?

Ruairí O’ Brien:
Keineswegs, auch wenn es für Laien sicher oft so aussieht. Für mich hat Architektur mit Handwerk aber vor allem auch mit sehr viel Kreativität und erfinderischem Geist zu tun. Letztlich ist es ein Beruf, von dem jeder ein Stück weit in sich trägt.

Mit mir könnten Sie aber sicherlich nicht viel in ihrem Büro anfangen.

Wieso nicht? Das Aufgabenfeld von Architekten ist ungemein vielfältig, ein Spiegelbild der Gesellschaft. Sie brauchen akribische Planer, Visionäre, PC-Spezialisten, Soziologen, Juristen und letztlich auch gute Texter, um die Botschaft hinter einem Projekt in Zeitschriften oder Ausstellungstafeln vermitteln zu können. Wer will, findet in unserem Berufsbild seinen Platz. Ich persönlich verstehe Architektur als eine Symbiose zwischen Kunst und Wissenschaft.

Unter dieser großen Überschrift steht das von Ihnen erstellte Jahreskonzept der Architektenkammer Sachsen. Was haben Sie vor?

Auf dem Programm stehen auf der einen Seite künstlerische Themen wie Literatur+Film, Ausstellungen, Vorträge und Workshops aus verschiedenen Bereichen. Wir wollen zum Beispiel Filme zeigen, die über Architektur erzählen, von ihr beeinflusst wurden oder diese beeinflusst haben. Andererseits kann es aber auch ganz pragmatisch um Baumaterialien oder „Zutaten“ gehen, aus denen wir unsere Städte und Häuser bauen wie Backstein, Sandstein, Holz, Beton, Stahl bis hin zu hoch innovativen modernen Bauprodukten, die die enorme Vielfalt am Bau verdeutlichen sollen. Im Sommer steht der für die Öffentlichkeit oft unsichtbare Teil des kreativen Schaffens von Architekten im Mittelpunkt, also Zeichnungen und Skizzen. Außerdem will ich das Haus der Architekten in Dresden im Dezember in ein pointiertes, sinnlich-poetisches Licht setzen.

Steht das Gebäude an der Goetheallee im Mittelpunkt der Geburtstagsfeierlichkeiten?

Ja, auch wenn nicht alle Veranstaltungen dort stattfinden werden. Was wir in diesem Jahr vorhaben, soll letztlich über 2011 hinausstrahlen. Ich würde mich freuen, wenn sich das Haus der Architekten Schritt für Schritt zu einem offenen Begegnungszentrum entwickelt. Für das Jubiläumsjahr werde ich eine Ausstellungsinstallation bauen, die sich nachhaltig zu einem micromuseum zur Vermittlung von Architektur entwickeln kann. Die nun angeschobenen Projekte sind ein Anfang. Wir verstehen uns als Lebensraumgestalter, als Dienstleister für die Menschen und Erfüller ihrer Wünsche. Deshalb ist das Haus der Architekten nicht nur eine Verwaltung sondern auch ein Raum für die Dresdner und Sachsen.

Ärgert es Sie manchmal, dass die Öffentlichkeit fast nur über die Stars der Szene wie Daniel Libeskind oder Sir Norman Foster redet?

Nein. Solche bekannten Architekten sind sehr wichtig für die Profilbildung. Aber sie sind auf der anderen Seite auch nur ein kleiner Baustein innerhalb unseres Berufs. Traurig stimmt mich, dass Architekten insgesamt in der öffentlichen Wahrnehmung unterbelichtet sind. Viele arbeiten in der Verwaltung oder Unternehmen und ohne sie wäre eine Weiterentwicklung von Städten wie Dresden schlichtweg nicht möglich. Allerdings gehen sie ihrem Job stillschweigend nach. Wir wollen deshalb den 20. Geburtstag der Architektenkammer Sachsen zum Anlass nehmen, solche zahlreichen kleinen Einzelleistungen bekannter zu machen und stärker zu würdigen.

Gab es in der DDR den freien Beruf des Architekten?

Das heutige berufliche Selbstverständnis vertrug sich mit einem statischen System wie der DDR nicht. Der Architekturberuf wie wir ihn heute verstehen hat viel mit Unabhängigkeit, Freiheit und Demokratie zu tun. Er vereint viele Individuen und kreative Geister, ist stark vom Geist einer freien Wirtschaft geprägt. Architektur wurde innerhalb der Diktatur zum Ausdruck des politischen Systems benutzt. Architektur heute spiegelt die Komplexität unseres demokratischen Systems wieder, die Vielfalt innerhalb einer Gesellschaft zu gewährleisten, was hoch kompliziert sein kann, wenn man einen Konsens sucht, aber bereichernd ist.

Interview: Christoph Stephan

Infos zum Jahresprogramm der Architektenkammer Sachsen im Internet unter:

http://www.aksachsen.org/

und

http://www.aks-schaufenster.de/

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen