Donnerstag, 20. Januar 2011

JACQUES TATI - "Mon Oncle" - "Mein Onkel" - AKS-SchauFenster - BESSER MIT ARCHITEKTEN



Wir freuen uns über den gelungenen Auftakt im Monat Januar: ein humorvoller Filmabend bei einem Glas Wein im HAUS DER ARCHITEKTEN.

Jacques Tati und die humorvolle Angst vor der gebauten Umwelt
Die Ernsthaftigkeit des Nachdenkens und Reflektierens soll aber auch den Humor nicht vernachlässigen, der aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Begleiter des Denkprozesses ist. Deswegen zeigten wir zum Thema Architektur und Film am 19.1. im Haus der Architekten auch den Oscargewinner „Mein Onkel / Mon Oncle“ von Jaques Tatí.

Tati hat Angst vor Veränderung und Verlust in seiner Welt, wie viele andere Menschen, aber er bekämpft seine Angst in seinen herrlichen Filmen mit Humor.
Die Anonymisierung der Gesellschaft und der Verlust der eigenen Individualität, die kleinen poetischen Momente im Alltag, die verloren gehen im modernen Trubel, in dem Geschäft und Hektik sowie das Streben nach vorne dominieren, der Vorsprung durch Technik war ihm suspekt.

Dieser Film, der den Zeitgeist der Nachkriegsjahre in der Welt zu Tatis Lebenszeit einfängt kennen wir heute noch, obwohl wir den Film heute anders sehen: eher aus der Sicht des gewonnenen Wohlstands betrachtet, aus der "modernen Ermüdung" des Wiederaufbaus und unter dem Eindruck des Klischees der guten alten heilen Welt. Die Bequemlichkeit der Nostalgie ist heute ein spannendes Thema, das uns beschäftigt, der Humor der Postmoderne scheint erschöpft zu sein und ist jetzt einem „Bierernst“ gewichen, jetzt sind wir beim Replikat angekommen, aber auf Dauer wird das nicht gehen können, denn die Umwelt, soziologische und demographische Entwicklung, unsere Zeit werden uns selbst, unsere Bedürfnisse, unsere Wohnräume, unsere Bauwerke, unsere Städte ändern; ist das eine Vision ... ? – und warum nicht.

Tati in seiner Anti-Utopia und Anti-Technik Haltung zelebriert, wenn auch im Nachhinein mit Augenzwinkern diese wunderbare Hoffnung, die in jedem "Neuen" steckt. Im Nachhinein sehe ich das lustige „Neu“ Bauwerk in Tati als wunderbar menschliches Streben nach Glück.

Auf jedenfalls gibt uns so ein Filmabend die Chance, in lockerer Atmosphäre im HAUS DER ARCHITEKTEN darüber zu reden und zu lachen –wenn auch manchmal notwendigerweise über uns selber– Tati schenkt uns einen Blick von außen, den wir gut brauchen können, wenn wir es ernst meinen, für den Bürger zu bauen.

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